Ölüberangebot hat kaum Einfluss auf den Preis in der Schweiz
23. April 2020Die Reaktionen auf die Bedrohung, welche durch das Corona-Virus entstanden ist, fallen global gesehen unterschiedlich aus. In den Vereinigten Staaten von Amerika hat nunmehr der Fed, die Notenbank, zur grossen Überraschung vieler Experten den Leitzins gesenkt. Es ist jedoch fraglich, ob damit eine Beruhigung der Öffentlichkeit erreicht werden kann. Genau das Gegenteil könnte eintreten.
Die Zinssenkung an sich ist nicht überraschend gewesen. Der Grossteil aller Experten hatte jedoch damit gerechnet, dass die amerikanische Notenbank erst nach der nächsten Sitzung die Senkung vornehmen wurde. Am sogenannten „Supertuesday“ jedoch wurde die Massnahme bereits durchgeführt. Das Fed wollte ein Zeichen setzen. Die Absenkung um 50 Punkte ist jedoch ein überaus heikles Zeichen, da die Massnahme jetzt als Panikmassnahme verstanden werden kann.
Sicherlich ist der Finanzmarkt über die Massnahme der Währungshüter erfreut. Da jedoch die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika aktuell keine Notlage zeigt, ist die Absenkung problematisch, zumal das Fed starke Fundamentaldaten aufweist. Im Hinblick auf die weltweite Konjunktur droht natürlich durch Corona ein gewisses Unheil, doch ist das Ausmass noch nicht absehbar. Mit der Absenkung wird es jedoch deutlich spürbare Konsequenzen für andere Länder wie beispielsweise die Schweiz geben. Im Gegensatz zu der Schweizer Konjunktur ist die amerikanische Wirtschaft erheblich weniger anfällig, sodass die amerikanischen Währungshüter ihren Spielraum auch erst später hätten angreifen können.
Die Signalwirkung dieser Massnahme ist die Hauptproblematik. Viele Experten stellen sich aktuell die Frage, warum die Währungshüter nicht noch rund zwei Wochen mit der Absenkung des Leitzinses gewartet haben. Die nunmehr durchgeführt Massnahme erweckt den Eindruck, dass die Bedrohung durch das Corona-Virus für die Wirtschaft erheblich grösser ist, als allgemeinhin kommuniziert wurde. Wenn die Währungshüter mit der Absenkung eine Beruhigung der Öffentlichkeit erreichen wollten und auch für die ausländischen Handelspartner diese Wirkung erzielen wollten, dann wäre ein Abwarten mit Sicherheit wirkungsvoller gewesen.
Ob die Währungshüter den „Supertuesday“ in den Vereinigten Staaten von Amerika als Zeitpunkt gezielt gewählt haben, ist die nächste Frage. Die amerikanische Öffentlichkeit ist durch den Start der Vorwahlen sicherlich ein Stück weit medial „abgelenkt“, allerdings schauen die Wirtschaftsexperten auch an diesem Tag sehr genau auf die Massnahmen der Notenbank. Die Auswirkungen der vorzeitigen Massnahme werden sich in den nächsten Tagen offenbaren.